Die „lovely“ Engländer

Auf dem Hotelparkplatz in Nevern verbringen wir eine wundervoll ruhige Nacht, sodass wir am nächsten Vormittag ausgeschlafen Lust auf eine weitere Wanderung haben. Die Küstenlandschaft hier in Wales sieht komplett anders aus, als die von Lincolnshire im Osten Englands. Statt weite Sandstrände, gibt es hier felsige Klippen und wilde Steinformationen, auf denen eine Vielzahl unterschiedlicher Vogelarten beheimatet sind. Auf Google Maps finden wir einen kleinen Leuchtturm ein paar Kilometer weiter, der mit dem Auto gut erreichbar ist. So fahren wir an dem Örtchen Fishguard vorbei, um den Leuchtturm zu erreichen. Was wir dort vorfinden, beeindruckt uns sehr. Direkt auf den Felsen rund um den Leuchtturm lebt eine riesige Mövenkolonie, die sofort mit wildem Geschrei auf sich aufmerksam macht. Neben dem Parkplatz ist sogar eine „Beobachtungshütte“, in der sich viele Fotographen nebeneinander reihen. Doch diese schauen überhaupt nicht in die Richtung der Möven. In einem Gespräch finden wir heraus, dass der Ort ein idealer Standort ist, um alle möglichen Meeresbewohner zu beobachten, ganz vorne weg kleine Delfine, die sehr selten sein sollen. Durch den Tidenhub entsteht genau hier eine Strömung, die Nährstoffe, Plankton, Fische und somit eben auch die großen Säuger wie Delfine und Wale anlockt. Nach wenigen Minuten können wir durch unser Fernglas tatsächlich auch einige Delfine beobachten! Einfach toll hier…. Aus unserer Wanderung wird nichts, wir bleiben stundenlang hier und beobachten Robben, Vögel und das Meer…

In Nevern überqueren wir diese schöne alte Brücke.
Einige Robben spielen stundenlang vor uns im Wasser. Quasi wie im Zoo, nur hundertmal cooler, weil die Tiere frei sind 🙂

Nach einigen Stunden verlassen wir diesen für uns magischen Ort, mit einer erfolgreichen „Wanderung“ von ca. 1 Kilometer. Wir fahren entlang dem Pembrokeshire Coast National Park immer weiter Richtung Süden, bis schließlich wieder das Meer vor uns auftaucht. Wir befinden uns nun am Bristolkanal, nördlich von Cornwall im Süden von Wales. Die Küste sieht hier ähnlich aus, nur dass die Klippen nochmal deutlich höher sind. Einen wilden Stellplatz finden wir nicht, so steuern wir einen „Campingplatz“ an, der eigentlich keiner ist. Ein Landwirt stellt hier einfach eins seiner Felder im Sommer für Camper zur Verfügung. Wir haben uns auf idyllisches Campen am Bauernhof gefreut. Doch auf dem Feld angekommen werden wir eines Besseren belehrt. Wir können kaum unseren Augen glauben, hier ist Ramba Zamba!! Das Feld ist riesig und KOMPLETT mit Campern gefüllt. Eins zu eins wie auf einem Musikfestival oder auf dem Ankerberg beim Sachsenring!! Wo kommen die alle auf einmal her?

Wir parken ein bisschen außerhalb und finden doch einen relativen „privaten“ und ruhigen Platz. Von dem Feld aus sind es nur 5 Gehminuten zu einem wirklich tollen Sandstrand inmitten der Kippen. Es ist nachvollziehbar, dass hier so viele (vor allem Locals) ihren Urlaub verbringen. Es ist wirklich schön! Auf dem Rückweg vom Strand steht direkt vor uns auf einem Zaun eine Art Krähe mit leicht gebogenem, roten Schnabel. In dem Moment ist das für uns auch „nur“ ein krähenähnlicher Vogel. Später erst lesen wir auf einer Infotafel, dass das eine „Alpenkrähe“ war, von denen es in ganz Großbritannien nur 500 brütende Paare geben soll. Natürlich haben wir kein Foto… 😉

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Vario wenige Kilometer weiter zu einer besonders hohen Klippenformation und machen einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste. Auch hier finden wir wieder Robben im Wasser und bei ganz genauem Hinschauen finden wir auch kleine weiße Robbenbabys am Felsenstrand.

In einem netten Gespräch mit einem Mann erfahren wir, dass die Robben ihre Säuglinge in der letzten Eiszeit im weißen Schnee versteckt haben und dass die Jungen deshalb die auffällig helle Färbung haben. Ob das stimmt wissen wir nicht, klingt aber nachvollziehbar. 🙂

Die Zeit auf Reisen verfliegt wie im Flug. Unser Trip durch das Vereinte Königreich geht auch langsam dem Ende entgegen. Wir verlassen Wales und steuern Richtung Osten, wir sind also bereits auf dem „Heimweg“. Doch noch haben wir ein wenig Zeit und auch noch 2 Stopps, auf die wir uns besonders freuen.

Über Cardiff fahren wir zurück in die Region, in der wir bereits zu Beginn der Reise waren. Nach einem Fahrtag schlafen wir ganz in der Nähe von Stonehenge, denn da wollen wir am nächsten Vormittag gleich zur Öffnung hin! Noch in den frühen Morgenstunden ist der berühmte Steinkreis nicht ganz so stark besucht. Bei Sonnenschein und starken Wind erfahren wir mit Hilfe eines Audioguides (kostenlose App) sehr viel über das besondere „Bauwerk“. Sehr viel – und doch auch sehr wenig, denn zwischen den Zeilen hören wir raus, dass sich doch alle echt unsicher sind, wann, warum und vor allem wie Stonehenge entstanden ist. Es ist beeindruckend, dass die Felsen Kilometer weit transportiert, bearbeitet und aufgestellt worden sind in einer Zeit, in der es noch nicht einmal Eisenwerkzeuge gab.

Was wir ebenfalls nicht wussten und erst vor Ort sehen, ist die Tatsache, dass direkt neben Stonehenge ein Park4Night – Spot ist, an dem wildes campen geduldet wird. Wir hätten also auch direkt vor dem Steinkreis übernachten können. So beschließen wir ganz spontan nach unserem Besuch vom Besucherparkplatz (der weit vom Steinkreis entfernt ist) vor zu dem besagten Sport zu fahren und dort Mittagessen zu kochen.

Kochen im Vario direkt neben Stonehenge…!

Noch am selben Tag fahren wir knapp 40 Minuten weiter zu einem unserer Top-Highlights. Das Highclerer Castle, dass wir eigentlich zu Beginn der Reise besichtigen wollten, hat nun die Tore für uns geöffnet. Wir kennen das Castle aus der Serie „Downton Abbey“, dass dort zum Großteil gedreht wurde. Tickets, um dass Schloss zu besichtigen, sollte man eigentlich im Vorfeld im Internet kaufen, doch da sind alle ausverkauft. Wir würden uns auch damit begnügen, dass Schloss nur von außen zu sehen. Doch vor Ort wird uns gesagt, dass es doch noch „komplette“ Tickets gibt, mit denen wir auch das Innere besichtigen dürfen. Wir sind überrascht und freuen uns total. Das riesige Anwesen und große Gebäude begeistert und sehr. Tatsächlich dachten wir, dass viel aus dem Film in Studios gedreht wurde, doch das Innere und Äußere des Schlosses ist tatsächlich genau so (beeindruckend und schön) wie im Film.

Nun müssen wir zurück nach Dover zur Fähre fahren. Vor uns liegt eine recht lange Fahretappe, die knapp an London vorbei nach Dover führt. Kurz vor London verpasse ich (Lukas) im Grübeln eine Ausfahrt und so befinden wir uns plötzlich auf dem Zubringer nach London. Das Navi will natürlich gleich umdrehen doch nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns ganz spontan: Lass uns doch „kurz“ durch London fahren, wenn wir schonmal hier sind. Die Zeit haben wir ja und es liegt quasi auf dem Weg.

Unser Vario mitten in der Stadt. 🙂
Über die Tower-Bridge geht es auch…

Unsere eigene kurze Sightseeing-Tour hat am Ende knapp 3 Stunden gedauert, von Ortseingang bis Ortsausgang!! Und nicht nur das. Erst später erfahren wir, dass unsere grüne Plakette an der Windschutzscheibe (mit der wir uns sicher gefühlt haben) noch lange nicht für die Low Emission Zone (LEZ) in London ausreicht. Wir hätten uns wohl anmelden müssen und mit unserem Euro4-Fahrzeug für die Fahrt in die Innenstadt eine Gebühr von 100£ zahlen müssen. Ääääähmmm okay…! Nach einer kurzen Panikattacke als wir lesen, dass ein Verstoß 1000£ kostet und alles videoüberwacht wird stellen wir fest, dass man die Gebühr bis zu 90 Tage später nachreichen darf. Wir sind also guter Hoffnung, dass uns unsere kurze Londontour „nur“ 100 Pfund gekostet hat…

Wir verbringen unsere letzte Nacht in England in St. Margarets, direkt bei Dover bei einem schönen Restaurant direkt an der Küste. Auch hier dürfen wir dank Brit-Stops kostenlos und ohne Probleme stehen. Wir stellen uns den Wecker auf 5:30 Uhr in der Früh und wollen den letzten Sonnenaufgang von den Kreidefelsen aus genießen.

Unser letzter Sonnenaufgang in England…

Nach dem tollen Sonnenaufgang fahren wir bereits rüber nach Dover zur Fähre. Im Hafen sind wir sehr früh da und warten wir so ca. 1,5 Stunden auf dem Parkplatz, bevor wir auffahren dürfen. Neben uns ist ein Reisebus voll mit Engländern und 2 ältere Damen grinsen zu uns rüber und winken. Später auf der Fähre treffen wir sie zufälligerweise wieder und da erzählen sie uns ganz euphorisch, dass sie auf unseren Webseite waren, da sie diese auf dem Fahrzeug gesehen haben und uns eine Mail geschrieben haben.

Diese kleine Anekdote erzählen wir, weil sie einfach ein Beispiel dafür ist, wie wir die letzten Wochen in England behandelt wurden. Wir wurden überall so freundlich empfangen, haben interessante Gespräche geführt und wurden ständig als „Lovelys“ und „Darlings“ bezeichnet. Ja, die Menschen auf der Insel sind wirklich toll…!

Wir sitzen nun auf der Fähre mitten auf dem Ärmelkanal und befinden uns bereits wieder auf den Rückweg nach Frankreich. Dank gutem WLAN konnten wir die Überfahrt nutzen, um diesen Blogbeitrag zu schreiben. 🙂

Wir senden liebe Grüße an euch alle,

Johanna & Lukas

Ein Kommentar

  1. Super, dass Ihr so schöne Erlebnisse sammeln konntet.
    Natur, Menschen und Land – sogar die Stadt, die nicht auf dem Plan war, ist eine zusätzliche Erinnerung geworden (fast ein Schnäppchen 😆)
    Weiter so!
    LG vom Papa Henning

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